Lasst uns trefflich streiten!
Lasst uns trefflich streiten – Konflikte klug und respektvoll lösen
In kritischen Situationen wird Kommunikation zur wahren Herausforderung. Gerade in diesen Momenten zeigt sich, wie entscheidend die Fähigkeit zur gelungenen Kommunikation ist – nicht nur, um Konflikte zu entschärfen, sondern auch, um Beziehungen langfristig zu stärken. Doch wie gelingt das?
Ein Beitrag zu gelungener Kommunikation – auch in schwierigen Situationen.
Die Themen sind vielschichtig, die Lage unübersichtlich, die Emotionen kochen hoch, die Fronten verhärten sich. Verzweifelt und ratlos greifen wir kurzerhand zur emotionalen und/oder verbale Steinzeit Keule und schlagen zu.
Agieren statt Reagieren
Der erste Schritt beginnt nicht beim Gegenüber, sondern bei uns selbst. Gelungene Kommunikation in schwierigen Situationen erfordert innere Klarheit. Wer sich seiner Emotionen bewusst ist, kann sie benennen, ohne von ihnen überrollt zu werden. Klare Gesprächsziele sind notwendig. Statt impulsiv zu reagieren, hilft eine bewusste Pause: Was will ich wirklich erreichen? Was braucht die Situation – nicht mein Ego?
Diese innere Haltung der Offenheit und Empathie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife und Stärke.
Aktives Zuhören – Verstehen statt Verteidigen
Oft hören wir nicht zu, um zu verstehen, sondern um zu antworten. In schwierigen Gesprächen ist genau das fatal. Aktives Zuhören bedeutet, dem anderen Raum zu geben, aussprechen lassen – auch bei unbequemem Aussagen. Es heißt: nachfragen, paraphrasieren, zwischen den Zeilen hören. Wer sich gehört fühlt, ist eher bereit, selbst zuzuhören.
Nachfragen statt Interpretieren
Ein einfaches Mittel: „Was meinst Du damit?“ – Diese kleine Frage kann Wunder wirken und deeskaliert oft mehr als jede wohlüberlegte Argumentation. Arbeiten Sie mit offenen W-Fragen: Was, wer, wo, wie, weshalb usw.
Die Verwendung geschlossener Fragen, die nur mit JA oder NEIN zu beantworten sind, eskalieren die Situation zumeist. Auch suggestiv Fragen sind selten zielführend.
„Man kann nicht nicht kommunizieren“
Dieser einprägsame Satz des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick gibt uns einen wichtigen Hinweis: Körpersprache, Mimik, Gestik, Gesichtsausdruck und Körperhaltung geben uns wichtige Hinweise auf die Gemütsverfassung des Gesprächspartners und sagen häufig mehr als das gesprochene Wort. Was passiert uns häufig in Krisensituationen? Wir wenden uns ab, drehen dem/der anderen den Rücken zu: Klare Sprache unsererseits (totale Ablehnung) – gleichzeitig entgeht uns die non-verbale Reaktion des Gegenübers. Selbst Schweigen ist eine klare Aussage.
Ich-Botschaften statt Schuldzuweisungen
In kritischen Momenten liegt es nahe, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Doch Schuldzuweisungen provozieren Abwehr.
Ich warne ausdrücklich vor „ICH Botschaften“, die als Extrakt aus der gewaltfreien Kommunikation im Internet propagiert werden. Solche „Ich-Botschaften“ wie: „Ich habe den Eindruck…“, „Ich fühle mich…“, „Für mich ist wichtig…“ beschreiben zwar die eigene Perspektive, sind aber nichts anderes als massive Kritik in netter Verpackung.
Echte ICH Botschaften sind sachlich und orientieren sich an den Fakten. Echte ICH Botschaften sind kurz und klar. Bleiben Sie einfach bei sich – und zwar ausschließlich bei sich selbst: „ich unterstütze keine Alkoholabhänigigkeit“, „ich fühle mich von der Äußerung xxx verletzt“. Solche echten ICH Botschaften sind gewaltfrei ohne anzugreifen und öffnen so die Tür zum Dialog.
Mut zur Klarheit – auch wenn es unbequem wird
Kommunikative Harmonie bedeutet nicht, alles zu schlucken oder unter den Teppich zu kehren. Gelungene Kommunikation braucht Ehrlichkeit und Klarheit – auch in Konflikten. Wer mutig, aber respektvoll benennt, was ihn stört oder verletzt, zeigt Rückgrat und lädt zur echten Auseinandersetzung ein.
Ein klares Wort zur rechten Zeit im rechten Ton hat noch selten geschadet: Klarheit ohne Härte, Wahrheit mit Herz – das ist die Kunst.
Willst Du Recht haben oder eine gute Beziehung?
Am Ende stellt sich die Frage: Was ist mir wichtiger – echt zu behalten oder die Beziehung zu stärken? Gerade in schwierigen Situationen lohnt es sich, das große Ganze im Blick zu behalten. Oft entstehen aus einem gut geführten Konflikt mehr Vertrauen und Tiefe als aus hundert angenehmen Gesprächen.
Fazit: Schwierige Gespräche sind Chancen
Gelungene Kommunikation in schwierigen Situationen ist kein Zufallsprodukt. Sie ist erlernbar – durch Aufmerksamkeit, Übung und den Willen, den anderen wirklich zu verstehen. Wer diesen Weg geht, entdeckt: In jeder schwierigen Situation liegt eine Chance – für Wachstum, für Verständnis und für echten, menschlichen Kontakt.
Kommunikation ist nicht nur ein Werkzeug. Sie ist Brücke, Spiegel und manchmal auch Heilung. Genau das macht gelungene Kommunikation so wertvoll und wichtig.
Probieren Sie’s aus!
Margit E. Flierl
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Verhaltenstherapeutin, EMDR Therapeutin
Kommunikationstrainerin, Coach